Projekt

Ein Wohnhaus inmitten von Denkmalschutz

Der Bau eines Wohnhauses aus Holz in einer sensiblen baulichen Umgebung wie der Dorfkernzone Triesen erfordert besondere Überlegungen und Planungen, um sowohl den Bedürfnissen der 4-köpfigen Familie gerecht zu werden als auch den historischen und kulturellen Kontext der Umgebung zu respektieren. Norman Nigsch gibt uns Auskunft, was bei einem solchen Bau wichtig ist und welche Gedanken zu Zirkularität man sich schon vor 20 Jahren gemacht hat.

Was macht das Projekt zirkulär?

Ohne seinerzeit speziell darauf zu achten, haben wir bei unserem Hausbau alle sieben Prinzipien der Kreislaufwirtschaft vergleichsweise grosszügig berücksichtigt:

  • Der Hauptbaustoff ist Tannen-, Fichten- und Lärchenholz aus dem Schaaner Wald. Dieses wird unbehandelt für Konstruktion (Massivholzsystem), Fassade und Innenausbau verwendet und ist damit einfach wiederverwendbar.

  • Geheizt wird zu 100 Prozent mit Liechtensteiner Holz, d.h., mit erneuerbaren Energien.

  • Mit Ausnahme des Schmutzwassers wird alles Wasser im natürlichen Kreislauf gehalten. Kein Quadratmeter der 840 m2 grossen Bauparzelle ist versiegelt.

  • Eine naturnahe Umgebungs- und Gartengestaltung bietet Lebensraum für eine Vielzahl von heimischen Pflanzen und Tieren.

  • Ein in Form und Volumen einfach gehaltener Baukörper nimmt Rücksicht auf denkmalgeschützte bzw. schützenswerte Bauten, die das Haus von drei Seiten umgeben.

  • Sowohl bei der Materialisierung, als auch bei der Wahl der technischen Einrichtungen hatte das Wohlbefinden von Menschen und andern Arten Priorität.

  • Das Haus generiert einen Mehrwert für Gesellschaft und Natur, der zweifellos über seinem monetären Wert liegt.

Welche Rolle spielt das Projekt bei der Förderung des systematischen Wandels hin zur Zirkularität in der Baubranche?

Das Bauprojekt ist gelebte Zirkularität. Es kann Planern und Bauwilligen als praxiserprobtes Anschauungsobjekt dienen, unabhängig davon, auf welchen Aspekt der Kreislaufwirtschaft man sich dabei bezieht.

Welche waren die wichtigsten Herausforderungen und Lernpunkte?

Da Architekt, Holzbauingenieur und wir als Bauherrschaft schon im frühen Planungsstadium wussten, was wir wollten und was nicht, blieben die Herausforderungen überschaubar. Mit unserer Vorgabe, wo immer möglich naturbelassenes Massivholz bzw. wenig bearbeitete Materialien einzusetzen, war eine wesentliche Voraussetzung für Zirkularität gegeben. Weil wir uns im Zweifelsfalle meist für das Einfache und Naheliegende entschieden haben, liessen sich auch Kosten einsparen.

Ein kleines Beispiel dazu: Das Konstruktionsholz für unser Haus stammt aus einem 200-250 Jahre alten Tannen-Fichten-Bestand oberhalb von Planken. Altersbedingt waren die Bäume oft von Misteln befallen, deren Wurzeln sich in Form von feinen Löchlein im geschnittenen Holz bemerkbar machten. Der Säger meinte, dass es sich dadurch kaum als Bauholz verkaufen lässt, obwohl es keinerlei Auswirkungen auf die Statik der Konstruktion hat. Für unser Hausprojekt erwies sich das Holz als einwandfrei.

Wie wird die Wirkung des Projekts gemessen?

Wir haben unseren Hausbau vor 25 Jahren geplant und realisiert. Damals waren die Dämmwerte der Aussenwände und Fenster ein Thema, mit CO2-Bilanzen hat man sich hingegen kaum beschäftigt. Wie viele Tonnen CO2 wir mit der von uns gewählten Holzbauweise gespeichert haben, liesse sich im Nachhinein einfach ermitteln, spielt für uns aber keine Rolle. Da wir viel Massivholz (Brettstapel) verbaut haben, ist dieser Wert vergleichsweise hoch. Für uns war und ist aber nach wie vor wichtiger, dass wir unsere Wohn- und Lebensbedürfnisse so befriedigen, dass Natur und Umwelt, aber natürlich auch wir Bewohner dabei möglichst wenig Schaden nehmen. Die Wirkung des Projekts misst sich demzufolge nach unserem Wohn-Glücksgefühl. Und das ist auch nach 25 Jahren sehr gross!

 

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