Beitrag

Jugendtreff Scharmotz

Datum
2. Juni 2025

EIN ZIRKULÄRER UMBAU, DER VERBINDET – DEN JUGENDTREFF SCHARMOTZ NEU GEDACHT

In der ehemaligen Post an der Rietstrasse 22 in Balzers entsteht derzeit ein Raum, der in vielerlei Hinsicht Neuland betritt: Der Jugendtreff Scharmotz wird nicht nur umgebaut, sondern zum Reallabor für zirkuläres Bauen. Besonders ist dabei nicht nur der architektonische Ansatz, sondern vor allem die Art der Umsetzung: gemeinschaftlich, generationenübergreifend, praxisnah. Jugendliche, Vogt Architekten, Handwerker, die Gemeinde und das Netzwerk Zirkulie gestalten das Projekt gemeinsam – als Experimentierraum für nachhaltiges Planen und Bauen.

Im Mittelpunkt steht das Prinzip der Zirkularität – ein Ansatz, der auf Wiederverwendung, Langlebigkeit und einen achtsamen Umgang mit Ressourcen setzt. Anstelle von Abriss und Neubau wird weitergebaut: Türen, Fenster, Böden und andere Bauteile kommen erneut zum Einsatz, Materialien werden neu kombiniert, neue Baustoffe nur gezielt eingesetzt. Entstehen soll eine Architektur, die auf Wandelbarkeit ausgelegt ist. Die geplante Zwischennutzung über 10 bis 15Jahre erlaubt dabei einen flexiblen, verantwortungsvollen Umgang mit dem Bestand.

Die Gemeinde Balzers ist ein zentraler Akteur, der dieses Vorhaben ermöglicht. Gemeindevorsteher Karl Malin sieht im Projekt einen wichtigen Schritt hin zu mehr Beteiligung und Eigenverantwortung:

«Scharmotz3.0 ist mehr als ein Umbau – es ist ein Ort, an dem Jugendliche und Erwachsene gemeinsam die Zukunft gestalten.»

Was das Projekt besonders macht: Junge Menschen sind nicht nur Zielgruppe, sondern zentrale Gestalter und Umsetzer. So ist etwa Fabrizio Rotunno, Zeichner EFZ im dritten Lehrjahr bei Vogt Architekten, federführend in die Entwurfsplanung eingebunden – unterstützt von Coach John Gulli, projektleitender Architekt bei Vogt Architekten.

«Dieses Projekt vermittelt nicht nur einen Einblick in den Berufsalltag, sondern echte Eigenverantwortung – in einem sinnstiftenden, realen Kontext», betont Gulli.

Diese Haltung prägt das gesamte Vorhaben. Beim Kick-off mit allen beteiligten Handwerkern und Planenden wurde deutlich, was den Umbau des Scharmotz auszeichnet: eine Kultur der Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Der frühe Einbezug der ausführenden Betriebe ist Teil des Konzepts – mit dem Ziel, Wissen zu teilen, voneinander zu lernen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Statt starrer Zuständigkeiten entsteht ein agiles, partizipatives Miteinander, das neue Wege im Planen und Bauen eröffnet.

Getragen wird das Projekt von der Gemeinde Balzers, Vogt Architekten, dem Netzwerk Zirkulie sowie engagierten Coaches und Lernenden aus der Region. Zirkulie versteht sich als Plattform für Wissen und Austausch rund ums zirkuläre Bauen in Liechtenstein. Hier wird Kreislaufwirtschaft neu gedacht: lokal verwurzelt, ressourcenschonend, sozial verankert.

Für Simon Egger von Zirkulie ist das Scharmotz ein Leuchtturmprojekt:

«Es ist schön zu sehen, wie Jugendliche und Lehrlinge in den Planungs- und Um setzungsprozess der Bauteil-Wiederverwendung involviert werden.»

Auch Mathias Vogt, Inhaber der Vogt Architekten AG und Mitglied der Zirkulie-Kerngruppe, unterstreicht den gesellschaftlichen Anspruch:

«Zirkuläres Bauen ist mehr als ein technischer Ansatz. Es ist ein Lernprozess. Wenn junge Menschen früh einbezogen werden, entsteht ein neues Bewusstsein für Ressourcen, Gestaltung und Verantwortung.»

Bis zum geplanten Baustart im August 2025 wird intensiv weitergearbeitet: Pläne werden konkretisiert, Bauteile gesucht, Materialien katalogisiert, Angebote eingeholt. Parallel dazu entwickeln sich baubegleitende Lernformate – vor Ort, im Dialog, im Prozess. Das neue Scharmotz soll ein Ort werden, der nicht nur Jugendlichen offensteht, sondern beispielhaft zeigt, wie zukunftsfähiges Bauen aussehen kann: gemeinschaftlich, ressourcenschonend, inspirierend.

«Ich finde es spannend, dass mein Plan real wird – und dass ich dabei mitentscheiden darf», sagt Fabrizio. Sein Satz bringt auf den Punkt, worum es in diesem Projekt geht: Um Teilhabe, Verantwortung – und eine Baukultur, die Zukunft nicht nur denkt, sondern baut.